Ethik / Moral

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Als Knabe fiel mir auf: in Märchenschlössern z.B.gab es Türen, die waren nicht zugesperrt, aber man durfte sie nicht öffnen. Tat man es dennoch, blieb die Strafe nicht lange aus.
- warum, fragte ich mich, sind die Türen nicht einfach verschlossen? Dann hätte alles seine klare Ordnung.
- erst als Erwachsener wurde mir bewusst, was diese Metapher bedeuten könnte: Nicht Alles, was möglich ist, sollten wir tun, weil es nicht ethisch / moralisch oder einfach nicht vernünftig ist (Vernunft 1 + 2 ) Vernunft ist auch aufgeführt, weil lediglich das Zwischenmenschliche zu kurz greift, denn, wir können z.B. auch:
  - Flüsse begradigen und Häuser an die Betonufer bauen. Irgendwann kommt das Wasser wieder. Wir haben's erlebt.
  - Hotels, Ferienhäuser etc in Lawinenkegel stellen, wo es Generationen vor uns nie eingefallen wäre. Irgendwann kommt die Lawine wieder. Wir haben's erlebt.
  - und zwischen Ethik / Moral + Vernunft:
    Kühen Fleisch verfüttern. Das Resultat ist BSE, wir haben's erlebt.

Etwa 100 Personen standen am Buffet Schlange (liegendes U, die offene Seite nach rechts). Die beiden Schenkel nahe zusammen. Die im oberen Schenkel wurden am Buffet bedient. Es ging langsam und alle hatten Hunger. Es war laut, man kannte sich (Clubanlass). Ruth, meine Freundin und ich, waren in einem angeregten Gespräch mit zwei Paaren hinter uns.

Plötzlich -mitten im Satz- wechselte eines der Paare auf den anderen Schenkel, übersprang so etwa 50 KollegInnen, liess sich die Teller füllen und verschwand Richtung Tisch.

Bis dato hatte ich eine sehr hohe Meinung von den beiden gehabt. Das änderte sich blitzartig. Mir kam wieder mal die Türe in den Märchenschlössern in den Sinn (siehe Haupttext).

Das Verhalten dieses Paares war mehr als unhöflich...
...uns vier anderen gegenüber, mit denen es im Gespräch war
...gegen alle in der Reihe.

Da sich die "Zahlstelle" am geschlossenen Ende des U befand, weiss ich nicht, ob die beiden auch noch das Restaurant prellten.

Wen ziehen die sonst noch über den Tisch?

War das was wir anderen, die anstanden, nun denken über dieses Paar den kleinen Vorteil wert, den es sich erschlich?

Bevor ich etwas tue, frage ich mich also, ob ich nicht eine Türe öffne, die zwar nicht verschlossen ist, die aber nicht geöffnet werden sollte (darf). Komme ich zum Schluss, letzteres sei der Fall, lass ich's bleiben. Wie sieht das mit Strategemen aus?

Rolf Dobelli, Gründer von getAbstract schreibt in seiner Review über: "The Art of the Advantage: 36 Strategies to Seize the Competitive Edge" von Kaihan Krippendorf:
...this is an excellent introduction to a neglected classic. Its strategies (an ethical minefield if you take them too literally*) are not limited to battlefields or businesses. We recommend this book to business strategists, policymakers and those struggling with competition. It is also valuable for anyone working in or facing competition from East Asia, where these strategems are already well known and widely used.

*Anmerkung RM: jedoch... auch wenn man Minen oder Bomben entschärfen will, muss man genau wissen, wie sie funktionieren.

<< Von des Königs Krone hängen Perlenschnüre, die seine Sicht verdecken, und gelbe Fransen an den Ohren schützen ihn vor Hellhörigkeit.
aus: "Aufzeichnungen über die Riten" von Konfuzius.

Vielleicht sollte man als Betroffener in einem solchen Moment einfach so eine weise Krone aufsetzen :-)).

Die beiden haben nach dem Strategem Nr. 12. gehandelt. "Mit leichter Hand das Schaf wegführen." Eine Gelegenheit beim Schopf packen.

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