"Die Akazie
schelten, auf den Maulbeerbaum zeigen" (26)
"Point at the Mulberry But Curse the locust"
(28 KKnr)
Leserbrief Neue Obwaldner Zeitung Freitag, 19.
August 2005 / Nr. 190
"Eine eiskalt kalkulierte Infamie..."
Man kann vom Parteipräsidenten der CSU in
Bayern, Edmund Stoiber, sagen, was man will, dumm
ist er durchaus nicht. Als Machtmensch ist er sehr
intelligent und zu klug, um einen gedankenlosen
verbalen Ausrutscher zu machen. Er tappt nicht
ungeschickt in ein Fettnäpfchen. Seine Äusserungen
über die Ostdeutschen und die
"Frustrierten", die von Andreas
Tunger-Zanetti in seinem herrlichen Artikel
"Fromm, fröhlich, frei, frustriert" in
der Neuen LZ vom Samstag, 13. August, so zutreffend
als doppelter Salto mortale mit eingebauter Rückwärtsschraube
bezeichnet wurde, sind meines
Erachtens eine eiskalt
kalkulierte Infamie gegenüber
Angela Merkel, seine Kanzlerkonkurrentin der
Schwesterpartei CDU. Sein Neid um einen möglichen
Wahlerfolg von Angela Merkel hat ihn aktiviert, um
diese Möglichkeit mit schädigenden Äusserungen zu
bodigen! Umso mehr, als er selber 2002 so eine
schmerzliche Niederlage erleben musste. Nachdem er
so siegesgewiss, aber voreilig gesagt hat: "Wir
haben die Wahl gewonnen."
Als Kind habe ich es mal erlebt, dass ein
offensichtlich eifersüchtiges Kind den Roller
eines anderen so richtig in einem Haufen Hundekot
hin und her geschoben hat. Aus Neid, weil es
selber keinen Roller hatte und auch nicht mit dem
Roller des anderen fahren durfte. Diese
Kindheitserfahrung ist mir sofort in Erinnerung
gekommen, als ich von "klein" Eddy
Stoibers "Fauxpas" aus den Medien erfuhr.
WILHELM VAN ZALM, HORW
- Ich vermute auch, wie
WILHELM VAN ZALM, Edmund Stoiber ziele mit
seiner Attacke gegen die Ostdeutschen auf Angela
Merkel. Aber an Hundekot und Roller, dachte ich
dabei nicht, sondern an das Strategem
26 / 28:
"Die Akazie
schelten, auf den Maulbeerbaum zeigen". Wie
viel gediegener tönt letzteres gegenüber
ersterem und wie viel breiter ist es verwendbar,
siehe letzter Absatz unten "La Femme du
Boulanger."
Der Bäcker hat ein
völlig anderes Problem mit seiner Frau als
Edmund Stoiber mit Angela Merkel und das Ziel
ist auch ein komplett anderes, aber das
Strategem 26 / 28 passt genau. Die
36 Strategeme sind hochverdichtete Konzentrate
aus Erfahrungen (Ergebnisse) von Interaktionen
(Wechselbeziehungen) vieler Masterminds
aus den Bereichen Politik, und Militär,
Business aus einer mehr als 1000 jährigen,
äusserst turbulenten Zeit, der chinesichen
Geschichte. Hundekot und Roller sind die
Erfahrung eines einzelnen. Der Unterschied ist
offensichtlich, oder?
- für Ob- und
Nidwaldner bei Ständeratswahlen eines
allenfalls in der der Zukunft vereinten Kanton
Unterwalden: Stress Dich nicht, sollte ein
Kandidat (A) des bis dato anderen Halbkantons
Deine Spezies dumme Kälber nennen. Er meint
nicht Dich, sondern seinen parteiinternen Gegner
(B) aus Deinem Kantonsteil. (A)
kalkuliert: "Ich verliere zwar alle
Stimmen im ehemaligen anderen Halbkanton,
gewinne im Gegenzug aber wohl die meisten in
meinem eigenen." Je nach den dann
herrschenden Bevölkerungsverhältnissen kann nämlich
die Rechung von (A) durchaus aufgehen. Und wenn
nicht, wird wenigstens (B) auch nicht Ständerat. (Unterwalden
= 2 Ständeräte.)
- Die "Ostschelte" Stoibers wirft hohe
Wellen. Hier eine Auswahl von Kommentaren:
www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/682/58624
- Abschnitt in der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
vom 13. August 2005 ist herrlich
formuliert:
"Er habe mit seinen Äußerungen ausschließlich
auf das Erstarken der Linkspartei und ihrer
beiden Spitzenpolitiker Gregor Gysi und Oskar
Lafontaine abgezielt, sagte Stoiber im am
Samstag vorab verbreiteten ZDF-Sommerinterview.
Seine Zitate, die in allen Parteien für helle
Empörung gesorgt hatten, seien aus dem
Zusammenhang gerissen".
Ich musste die obigen Zeilen 3x lesen bis ich
den "Soll Sinn" kapierte: das
Verhalten der Ostdeutschen gegenüber der
Linkspartei und ihren beiden Spitzenpolitiker
Gregor Gysi und Oskar Lafontaine ist die Ursache
für Edmund Stoibers Ausfall. Die andere
Interpretation: Edmund Stoiber hat mit seiner Äusserung
die Erstarkung der Linkspartei zum Ziel
(abgezielt). Das ginge ja dann noch weiter als
die Schwächung der Position von Angela Merkel
so, wie WILHELM VAN ZALM und ich das sehen).
Link zum ganzen Artikel: http://ftd.de/pw/de/18152.html
- Marcel
Pagnol lässt In "La Femme du
Boulanger" den Bäcker mit seiner Katze
schimpfen -die sich vom streunen zwischendurch
grad wieder mal zu Hause erholt- statt mit
seiner ungetreuen Ehefrau. Bei seiner Gattin
getraut er sich nicht.
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